Worldbuilding 1 – Basics
Wie erschaffe ich eine Welt?
Da ich mich nun doch schon seit rund 17 Jahren mit dem Weltenbau beschäftige, dachte ich mir, ich teile mal meine Erfahrungen in einer Blogreihe über meine Herangehensweise betreffend des Worldbuildings von Fantasywelten.
Für manche stellt die Erschaffung einer Conworld (constructed world) ein eigenes Hobby dar, während sich andere damit begnügen, nur soviel “Welt” wie notwendig zu erschaffen, um ihrer Geschichte eine Kulisse zu bieten, da sie sich lieber auf das Erzählen derselben konzentrieren möchten. Manche sehen eine bis ins letzte Detail ausgearbeitete Welt als Qualitätsmerkmal guter High Fantasy Fantasygeschichten – ich bin der Meinung, dass man das nicht pauschal so sagen kann, denn letzten Endes reicht es nicht, “nur” eine tolle Welt zu erschaffen.
Man muss als Autor auch deren Geschichten erzählen und Leser damit fesseln können.
Ich selbst bekenne mich zu den Weltenbau-Nerds, die es einfach lieben, die eigene Welt zu erschaffen, zu bereisen und dabei all ihre Geschichten zu erforschen. Keine einfache Aufgabe, und so mancher wird sich an diesem Punkt vielleicht fragen, wo man bei so einem gewaltigen Projekt denn überhaupt anfangen soll.
Nun, da findet jeder letztendlich seinen eigenen Weg und es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, die sich für einen als “richtig” erweisen können. Ich persönlich orientiere mich gerne am Konzept meiner Weltenbau-Pyramide, anhand derer man eine komplette Welt von Grund auf mit einem soliden Fundament erstellen kann, das in der Lage ist, sämtliche Kulturen mit all ihren Geschichten, über alle Zeitalter der Welt hinweg, zu tragen.
Die Pyramide
Beginnend von unten am breiten Sockel der Pyramide, widmet man sich zunächst den Grundbausteinen des Planeten selbst – seinen Naturgesetzen und der Funktionsweise von Magie, so man diese einbauen möchte. Außerdem empfiehlt es sich, zumindest eine grobe Skizze einer Weltkarte anzufertigen, um “etwas” in der Hand zu haben, worauf man aufbauen kann (selbst wenn sich der Entwurf im Laufe der Zeit noch 10x ändert )
Jeder Punkt baut auf den vorhergegangenen auf und profitiert davon, wenn man die Pyramide Schritt für Schritt durcharbeitet, anstatt einzelne Stufen zu überspringen. Tiere passen sich zum Beispiel optimal an ihre Umwelt an – arbeitet man also zunächst ihre Lebensräume aus, so bietet dieser Grundstock eine wichtige Stütze, um im nächsten Schritt eine realistische Tierwelt darin anzusiedeln.
Das gilt auch für die darüberliegende Stufe der Völker, die wiederum nicht nur ihre Lebensweise an ihre Umwelt und die darin exitierenden Rohstoffe und Gefahren anpassen, sondern auch ihre Gesellschaftsformen, ihre Religionen, Bräuche und Weltbilder darauf gründen.
Die Art und Weise, wie die Völker leben und denken beeinflusst wiederum ihre Rolle in der Weltgeschichte. Sind es Eroberer, oder Entdecker? Sind es fanatische Gläubige, die Andersgläubige bekehren oder vernichten wollen? Sind es tolerante Kulturen, die um Frieden und Verständnis bemührt sind? Sind es unbekanne, von der Zivilisation abgeschnittene Kulturen, die sich völlig anders als der Rest der Welt entwickelt haben?
Ich denke, das Prinzip der Pyramide wird schnell klar und die Möglichkeiten, sie sich einem im Weltenbau bieten, sind nahezu grenzenlos. Die einzigen Grenze, die es gibt, ist die eigene Vorstellungskraft, weshalb ich empfehle, diese zu schulen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einfacher wird, Neues zu erschaffen, wenn man sich von dem, was bereits existiert, inspirieren lässt. Je mehr man über unsere Welt mit all ihren Wundern und ihrer Vielfalt weiß, desto mehr kann man diesem Wissen mit der eigenen Fantasie Flügel verleihen und “realistisch” mit “fantastisch” verschmelzen.
Ich sehe Wissen jeglicher Art als wertvollen Pool, den man sich anhäuft, um aus ihm zu schöpfen. Zu diesem Zweck habe ich mich durch unzählige Sach- und Fachbücher durchgearbeitet, nur um festzustellen, dass ich vielen dieser dicken, trockenen Schinken gar nichts abgewinnen kann. Letztlich bin ich immer wieder bei denselben Büchern gelandet, die mir sowohl Information, als auch Inspiration schenken.
Meine Empfehlung als Basis-Worldbuilding Set:
Die DK Bildbände sind für mich persönlich eine unschätzbar wertvolle Quelle an Inspiration, die ich immer wieder gerne zur Hand nehme – obwohl ich sie mittlerweile in- und auswendig kenne. Sie bieten kurzweilige Informationen über alle wichtigen Aspekte unserer Welt und damit nicht nur in gewissem Maß eine extrem umfassende “Checkliste” der Punkte, die man beim Weltenbau berücksichtigen kann, sondern auch ein solides Grundwissen, auf welches man aufbauen kann.
Zu guter letzt möchte ich noch auf die Frage eingehen, die so manchen Weltenbauer früher oder später beschäftigen mag:
Wie realistisch muss Fantasy sein?
Nun, meine Antwort darauf ist: Die Welt muss in sich stimmig sein. Egal, wie realitätsnah oder fantastisch sie im Endeffekt ist – sie sollte im Rahmen ihrer eigenen Gesetze glaubhaft sein. Abgesehen davon: Es ist deine Welt! Deine Fantasie! Nur du kannst die Welt erschaffen, die in deiner eigenen, einzigartigen Vorstellungskraft entsteht, also lass dich nicht von Zweifeln einschränken, sondern bastle einfach drauf los!
Letztendlich gibt es im Reich unserer Fantasie kein “Richtig” und kein “Falsch”, und egal, ob du deine Welt bis ins allerletzte Detail ausarbeiten möchtest, oder dich lieber auf das Erzählen deiner Geschichten konzentrierst und die Welt drumherum nur das notwendige “Beiwerk” ist… ich zitiere an dieser Stelle mal Michael Ende aus der unendlichen Geschichte:
“Tu, was du willst.”
So viel zu den Basics – im nächsten Blogbeitrag über den Weltenbau widme ich mich im Detail der ersten, untersten Pyramidenstufe über das Erstellen des Planeten und teile Checklisten und meine hilfreichsten Bücher, die mir das Arbeiten sowohl erleichtert, als auch zur Freude gemacht haben.
Man liest sich!